Geschichte

Eine nur von wenigen Jägern ausgeübte Jagdart ist die Beizjagd mit dem abgetragenen Greifvogel auf Niederwild.
Unter Falknerei versteht man den Umgang mit dem Beizvogel im Hinblick auf die Beizjagd. (Haltung, Pflege, Zucht, Abrichtung…)

Die Uranfänge der Beizjagd finden wir in der Steppe Asiens, wo vor mehr als 2 Jahrtausenden Nomaden- und Reitervölker lebten. Wild gab es genug, jedoch mit den damaligen Waffen war es im offenen, übersichtlichen Gelände schwer zu erbeuten.

Der Wunsch, die Schnelligkeit, Kraft und jagdlichen Fähigkeiten mancher Greifvögel für die Jagd zu nutzen führte zur Entwicklung von Methoden, die auch noch heute die Grundlagen jeglicher Falknerei bilden. Das Prinzip ist einfach.

Der Greifvogel lernt

  • den Menschen nicht mehr zu fürchten
  • dass der Falkner immer etwas Gutes zum Fressen hat
  • dass die Partnerschaft mit dem Falkner die Jagd für den Greifvogel erleichtert.

Aus vielen Quellen wissen wir, dass Beizjagd zum Nahrungserwerb und zum Jagdvergnügen seit uralten Zeiten ausgeübt wurde, so bei den Mongolen, Hunnen, Persern, Arabern und vielen anderen. In Europa war sie schon seit dem 4. Jahrhundert bekannt, ihre erste Blüte erreichte sie im 13. Jahrhundert unter Kaiser Friedrich II von Hohenstaufen. Er war es auch, der das erste wissenschaftlich fundierte Werk, das berühmte 6-bändige Buch „De arte venandi cum avibus“ (Von der Kunst mit Vögeln zu jagen) schrieb.
Dieses Buch des Falkenkaisers hat neben seinem außerordentlichen künstlerischen Wert auch heute nichts von seiner Aktualität eingebüßt. Es umfasst nicht nur das falknerische Wissen seiner Zeit, sondern vermittelt auch ein Grundwissen über die Beutetiere, das auch heute noch weitgehend seine Gültigkeit hat.

Erst über 200 Jahre nach dem Tod Kaiser Friedrichs II (1250) erschien das nächste Buch mit falknerischem Thema, nämlich ein Werk über die Beizjagd mit dem Habicht (1480). Den hohen Stellenwert der Beizjagd damals zeigt die Tatsache, dass dieses Habicht-Buch das erste gedruckte Jagdbuch überhaupt im europäischen Kulturraum war. 500 Jahre lang war die Beizjagd eine allgegenwärtige und beliebte Jagdart, um dann im 18. Jahrhundert einen gewaltigen Höhepunkt zu erreichen. Der österreichische Kaiser, die deutschen Fürsten, die Könige Frankreichs, aber auch der hohe Klerus liebten die Beizjagd. Kostbare Falken als Geschenke für die gekrönten Häupter galten als Zeichen höchster Wertschätzung.

Schlechte Zeiten für den Adel nach der Französischen Revolution, die weite Verbreitung hochwertiger Feuerwaffen und die hohen Kosten, die der Betrieb eines Falkenhofes verursachte, ließen das Interesse an der Beizjagd schwinden. Nur in England und auch in Holland lebte sie in geringem Umfang weiter.
In Deutschland kam es zu einem neuerlichen Aufschwung am Beginn des 20. Jahrhunderts, angeregt durch Renz Waller, der auch das deutsche Standardwerk der modernen Falknerei „Der wilde Falk ist mein Gesell“ schrieb, wurde 1923 der „Deutsche Falkenorden“ gegründet, in den 30er Jahren gab es bereits einen Reichsfalkenhof und schon 1934 wurde in Deutschland mit der Einführung des Falknerjagdscheines die Beizjagd staatlich anerkannt.
In Österreich und in vielen anderen europäischen Ländern entstanden Falknerverbände mit dem Ziel, die praktische Falknerei zu erlernen, die Beizjagd zu vervollkommnen, sowie sich für den Schutz der Greifvögel einzusetzen.

Beizjagd bedeutet Jagd mit dem abgetragenen Greifvogel auf Wild in dessen natürlichen Lebensraum. Flugwild, wie Fasan, Rebhuhn, Krähe und Elster wird vorwiegend mit Falke und Habicht gebeizt,Haarwild, wie Hase und Kaninchen mit dem Habicht. Der Steinadler eignet sich für Hase und Fuchs. In Asien werden damit sogar Wölfe erbeutet.Daraus ersieht man, dass nicht jede Beizvogelart für jedes Wild geeignet ist, sondern nur für diejenigen Arten, die im natürlichen Beutespektrum enthalten sind. Deshalb ist Beizjagd eine naturgemäße Jagdart, die dem Wild eine gleichwertige Chance läßt und eine Auslesefunktion hat. Das schwache, kranke, alte oder behinderte Stück wird leichter erbeutet, als das gesunde.Die Beizjagd unterliegt exakten gesetzlichen Regeln. Voraussetzung ist die gültige Jagdkarte und die Einhaltung sämtlicher Vorschriften für die Ausübung der Jagd.

Ziele der modernen Falknerei sind:

  • Ausübung der Beizjagd
  • Zucht der dafür erforderlichen Beizvögel
  • Erhaltung und Schutz gefährdeter Arten
  • Information der Bevölkerung über die ökologische Bedeutung der Greifvögel
  • Schulung und Bildung der Öffentlichkeit
    Obwohl die Beizjagd nur von einer relativ kleinen Zahl von Jägern ausgeübt wird, ist sie doch weltweit verbreitet. Europa und Amerika, Südafrika und Asien und natürlich der arabische Raum sind heute Zentren der modernen Falknerei. Dadurch, dass alle benötigten Vögel gezüchtet und freilebende Bestände nicht angetastet werden, sind auch die Aussichten für die Zukunft als günstig einzuschätzen.Und so lange es Idealisten gibt, die die Kunst beherrschen, einen „wilden“ Falken an sich zu binden, in dem sie ihm immer wieder die Freiheit geben, so lange wird die Falknerei leben.